FAQ

Ihre Fragen sind willkommen!

Sollte eine Frage fehlen, geben Sie uns bitte einen Hinweis, am besten via E-Mail an beratung@themis-vertrauensstelle.de. Damit helfen Sie anderen Betroffenen. Herzlichen Dank!

1.

Was genau ist sexuelle Belästigung?

Sexuelle Belästigung liegt immer dann vor, wenn das Verhalten einer oder mehrerer Personen unerwünscht, übergriffig und einseitig ist. Es gibt verschiedene Formen sexueller Belästigung:

verbal: als sexuell anzügliche Bemerkung oder Witz, als aufdringlicher beleidigender Kommentar

non-verbal: als aufdringliches Starren, Hinterherpfeifen, Exhibitionismus, unerwünschte E-Mail, Verbreiten von pornografischem Material

physisch: als unerwünschte Berührung oder körperliche Gewalt

Jede Form sexueller Belästigung ist am Arbeitsplatz verboten. Als verbale oder non-verbale Ausprägung wird sie leider häufig verharmlost.

2.

Wo ist die Grenze zum Flirt?

Flirts entstehen im beiderseitigen Einverständnis. Sie sind am Arbeitsplatz erlaubt. Übergriffiges Verhalten geschieht jedoch ohne das Einverständnis der anderen Person.

Sexuelle Belästigung beginnt immer dann, wenn das Verhalten/die Handlung unerwünscht, erniedrigend, einseitig und grenzüberschreitend ist. Nicht selten ist das Verhalten/die Handlung an eine Drohung gekoppelt (z.B. berufliche Nachteile) oder wird mit einem Versprechen verknüpft (z.B. berufliche Vorteile).

3.

Was ist mit anderen Formen von Diskriminierung?
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) definiert neben dem Merkmal Geschlecht insgesamt fünf weitere Ebenen, auf denen Diskriminierung stattfinden kann. Menschen können auch aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters und/oder ihrer sexuellen Identität benachteiligt werden. Diese Ebenen stehen nicht für sich allein, sondern sind häufig miteinander verschränkt. Es entsteht mehrdimensionale Diskriminierung.

Im Fokus der Themis Vertrauensstelle steht die spezialisierte juristische und psychologische Beratung zu sexueller Belästigung und Gewalt. Hier liegen unsere Expertise und unser Arbeitsauftrag seitens der Branche. Die Beraterinnen sind sich dabei jedoch der möglichen Verschränkung unterschiedlicher Diskriminierungsformen bewusst. Sie betrachten die individuellen Fälle stets mit einem intersektional sensiblen Blick, bilden sich entsprechend fort und reflektieren ihre eigene Perspektive kritisch.

4.

Was bedeutet das Wort Themis?

Themis ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Gerechtigkeit und des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Themis kannte die Zukunft. Ihr Wissen war größer als das des Zeus. Die Vertrauensstelle setzt sich für Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Wandel ein, jetzt und für die Zukunft. Der Name der Göttin passt gut zu den Anliegen und Aufgaben der Vertrauensstelle.

5.

Wenn ich da anrufe, wer meldet sich dann?

Eine Juristin oder eine Psychologin mit ausgeprägten Kenntnissen der Branche wird Ihren Anruf innerhalb der Bürozeiten annehmen und Sie fragen, wie wir Ihnen helfen können. Auf Wunsch können Sie auch mit einer männlichen Person sprechen.

6.

Was passiert genau, wenn ich Kontakt mit Themis aufnehme?

Den genauen Ablauf der psychosozialen und juristischen Beratung bei der Themis Vertrauensstelle können Sie unseren Beratungsstandards entnehmen.

In Kürze:

  • Wenn Sie uns anrufen, nimmt die Juristin oder die Psychologin unseres Themis-Teams Ihren Anruf entgegen. Sie kennt sich in der Branche gut aus und wird Ihnen zuhören und ggf. einen Termin mit Ihnen vereinbaren, damit Sie sich ausführlicher mit unserer Juristin austauschen können oder Sie auf Wunsch an eine psychologische Beratung vermitteln.
  • Die Juristin hört sich Ihr Anliegen und Ihre Schilderungen an und nimmt sich Zeit für Sie. Sie hilft Ihnen, Ihren Fall richtig einzuordnen: nämlich ob und wann eine Grenze überschritten wurde oder wie schwerwiegend Ihr Fall ist.
  • Sie können sich außerdem bei Themis von einer branchenkundigen Psychologin beraten lassen.
  • Wenn Sie es ausdrücklich wünschen, wendet sich die Juristin nun an das Unternehmen. Die Juristin erwirkt dort z.B. eine Entschuldigung der Täterin oder des Täters oder sucht die Aussprache mit den zuständigen Stellen.
  • Wir vermitteln bei Bedarf weitergehende juristische und psychologische Beratung und Betreuung.
  • Jeder einzelne Schritt wird mit Ihnen abgestimmt. Themis unternimmt nichts ohne Ihre ausdrückliche Zustimmung. Wir respektieren es, wenn Sie anonym bleiben möchten.

7.

Ist die Themis Vertrauensstelle offen für Betroffene aller Geschlechter?

Sexuelle Belästigung ist nach Allgemeinem Gleichbehandlungsgesetz (AGG) Diskriminierung aufgrund des Merkmals „Geschlecht“. Nach aktuellem Kenntnisstand sind Frauen sehr viel häufiger von sexueller Belästigung betroffen als andere Geschlechter. Nichtsdestotrotz schützt das AGG alle Menschen geschlechterübergreifend vor Belästigung. Die Themis Vertrauensstelle bietet Beratung für betroffene (Cis-)Frauen und (Cis-)Männer ebenso wie trans*, inter* und nicht-binäre Personen an.

8.

Auf welcher Seite steht Themis eigentlich?
Themis versteht sich als Mittlerin zwischen betroffener Person und Arbeitgeber*in in der Kultur- und Medienbranche. Wir sind die erste Anlaufstelle für Menschen, die sexuelle Belästigung oder Gewalt erfahren haben. Deshalb ist es unsere allererste Aufgabe, diese Menschen aufzufangen, ihnen zuzuhören und sie zu beraten. Wir unternehmen nichts ohne die Zustimmung der betroffenen Person. Wenn wir mit dem Einverständnis der betroffenen Person tätig werden, suchen wir das Gespräch mit der Arbeitgeberin und dem Arbeitgeber und agieren auf Wunsch als Beschwerdeführerin gegenüber dem Unternehmen. Dabei handeln wir überparteilich und neutral. Wir klären objektiv Sachverhalte auf und vermitteln zwischen betroffener Person und Arbeitgeber*in.

9.

Wie schützt Themis mich als betroffene Person vor negativen Konsequenzen?
Wir sichern Ihnen Anonymität zu.

Nach unserer überparteilichen Beratung können Sie die Möglichkeiten und Konsequenzen abwägen und Ihren Fall richtig einordnen.

Sie handeln nicht allein, wenn Sie sich für die Aufgabe Ihrer Anonymität entscheiden. Wir begleiten Sie während der Aufklärung des Sachverhalts. Wir sind stets an Ihrer Seite.

Wir schaffen als überparteiliche Mittlerin ein Klima der Aufklärung. Betriebe wirken offen mit und profitieren von dieser Herangehensweise.

Wir bringen durch unsere Arbeit die geltende Rechtsgrundlage zum Schutz der Betroffenen viel stärker ins Bewusstsein der Betriebe und der Öffentlichkeit. Was den Betroffenen widerfahren ist, wird nicht länger verharmlost.

10.

Können sich auch Beschuldigte an die Themis Vertrauensstelle wenden?
Nein. Die Themis Vertrauensstelle versteht sich als Mittlerin zwischen betroffener Person und Arbeitgeber*in in der Kultur- und Medienbranche. Für Beschuldigte gibt es deutschlandweite Anlaufstellen, in denen diese Unterstützung erhalten können. Bei der Suche nach einer geeigneten Beratungsstelle hilft die Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit häusliche Gewalt e.V. unter www.bag-taeterarbeit.de weiter.

Die Themis Vertrauensstelle übernimmt auch keine Mediationen im Sinne eines Täter-Opfer-Ausgleiches. Hierzu finden Sie alle notwendigen Informationen und Ansprechpartner*innen auf der Website des Täter-Opfer-Servicebüros https://www.toa-servicebuero.de/.

11.

Werden durch so eine Stelle nicht Menschen unbegründet verdächtigt?

Das Selbstverständnis von Themis ist das einer vertraulichen Mittlerin zwischen betroffener Person und Arbeitgeber*in. Von daher besteht nicht die Gefahr einer Verdächtigung im öffentlichen Raum. Wir handeln überparteilich, neutral und verantwortungsvoll. Wir klären objektiv Sachverhalte auf und dienen der Wahrheitsfindung. Wir verhindern damit falsche Schuldzuweisungen, die z.B. aufgrund von Vorbehalten oder subjektiven Kriterien gemacht werden könnten.

12.

Kann so ein Fall nicht an die Öffentlichkeit gelangen?

Nein, wir sind eine Vertrauensstelle und sehen uns den Grundsätzen zur Einhaltung der Vertraulichkeit verpflichtet. Die Beratung der betroffenen Person und die Öffentlichkeitsarbeit der Stelle sind strikt voneinander getrennt. Wir wahren die Anonymität der Personen, die uns aufsuchen. Nur auf ausdrücklichen Wunsch treten wir mit dem Unternehmen oder einer Fachstelle in Kontakt.